Masuri <3

27.02.2013 17:09

 

Lisa und ich mussten übers Wochenende unserem Alltagsfrust entfliehen, indem wir spontan Samstag, Sonntag nach Masuri fuhren.

 

Unser Alltagsfrust besteht aus folgenden Kriterien:

  • wir mussten daheim bleiben während unsere deutsche Volunteerfreunde (unsere gesamten Flatmates mit eingeschlossen)in Goa am Strand chillen und Elefanten reiten

  • weil wir zu wenig Urlaubstage zur Verfügung bekommen

  • wir deshalb nun eine 6 Tage-Woche haben und Samstags zusätzlich Überstunden machen

  • Delhi auch manchmal einfach nur Delhi ist und wir uns nicht 2 Wochenenden hintereinander langweilen wollten

 

Masuri ist das perfekte Örtchen, um übers Wochenende die Seele baumeln zu lassen. Es liegt am Fuße des Himalaya Gebirges und strahlt so ein ganz eigenes Flair aus. Doch bis wir dort hin kamen und es wirklich genießen konnten, mussten wir mal wieder einige Hürden überwinden.

Laut unserem Ticket sollte unser Bus vom Pahar Ganj Viertel in Delhi abfahren. Also wir total übermotiviert und gespannt auf unseren Trip in eine Rikshaw gestiegen und dorthin gefahren. Als wir an der Hotelmeile des Viertels ankamen (gilt als DAS Bagpackerviertel) , die dank ihrer Leutreklame stark an Reeperbahn erinnert, stellte wir schnell fest, dass hier kein Reisebus abfahren würde. Also ans Handy und die Busgesellschaft angerufen. Nach etlichen Minuten mehr oder weniger heftiger Diskussion zwischen dem Mann am Telefon (stach natürlich durch nicht perfektionierte Englischkenntnisse und schlechtem Empfang heraus), unserem Rikshawfahrer (angepisst, weil er nicht wusste wo er hin sollte, uns natürlich nicht verstand und Angst hatte fürs gleiche Geld noch durch ganz Delhi fahren zu müssen), einer Menschentraube (bildet sich bei solcher Art von Konversation schnell, vor allem bei Beteiligung 2 junger weißer Frauen) und uns (nur noch sauer, weil wir endlich in dem blöden Bus nach Masuri sitzen wollten). Das End vom Lied war, dass der Bus nicht an der angegebenen Stelle abfuhr, uns der Fahrer zum gleichen Geld noch zur nächsten Metrostation fuhr und wir noch über eine halbe Stunde zur Bushaltestelle außerhalb Delhis fuhren um endlich im Bus nach Masuri zu sitzen.

 

Nach der wenig entspannten Fahrt kamen wir morgens um 10 dann in Masuri an. Schock: es regnete. Was zuerst nicht schlimm war, da wir darauf eingestellt waren, aber dass es ein monsumartiger Regenguss sein würde, der morgens anfing und nachts irgendwann aufhörte, das war dann doch zu viel.

 

Völlig durchnässt führte uns ein Fahrradrikschawfahrer zu unserem Hotel. Schon von weitem stach es mit seiner gelben Farbe und den grünen Holzornamente heraus. Als wir völlig nass und durchgefroren den Frühstücksraum betraten, überkam uns aber das Heimatgefühl und wir fühlten uns gleich wie in einem Hotel im Schwarzwald. Von den Schwarzweißaufnahmen aus den 80ern, über die gemütliche Sitzecke, dem gefliesten Boden, bis hin zu unserem schnuckeligem Zimmer, alles schrie nach dem charakteristischen rustikalem Flair (mich hätte nicht gewundert, wenn eine Kuckucksuhr an der Wand gehangen hätte).

 

Nun und jetzt waren wir in Masuri, zwar mit trockener Kleidung, aber kalt war uns immer noch. Da war schnell der Plan geschlossen uns am Samstag nur um die kulinarischen Vorzüge des Örtchen zu kümmern. So tingelten wir von einer heißen Schokolade zum nächsten heißen Tee, immer in der Hoffnung im nächsten Café oder Restaurant, wäre es wärmer.

Der Höhepunkt war dabei das wunderbare Abendessen in einem wirklich süßen tibetischen Restaurant. Das grüne Hähnchencurry, das Gemüse mit Knoblauch und der leckere Nachtisch (eine Art Milchreis mit Nüssen und süßen Nudeln) waren wirklich, wirklich lecker.

 

Das ist auch einer der Hauptgründe warum Reisen in Indien so Spaß macht. Ich habe den Eindruck wir essen überall viel besser als daheim in Delhi und schon wegen des guten Essens hat sich bis jetzt jeder Trip gelohnt.

 

Das Wetter hat uns Sonntags nicht enttäuscht. Der Tag begann mit einem Frühstück draußen auf der Terrasse, in der Sonne sitzend genossen wir unsere leckeren Sandwiches (was ein wenig makaber war, da uns auf dem Weg dorthin ein Angestellter mit einer toten Ratte in der Hand entgegen kam, aber zum Glück steckte die in einer Mausefalle und nicht zwischen unseren Toasts).

 

Jetzt war es Zeit sich ein bisschen zu bewegen und so wanderten wir (die Seilbahn war wegen Wartungsarbeiten geschlossen) auf den Aussichtspunkt Gunhill. Dort auf über 2000 Metern hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf die Anfänge des Himalaya und auf der gegenüberliegenden Seite auf das Tal und die Berghänge mit den kleinen Bergdörfern. Nach dieser anstrengenden Wanderung hatten wir uns wirklich eine Pause verdient, die wir groß zügig in einem netten Café bei Kuchen und Milchshake verbrachten.

 

Masuri kann man sich als kleines erholsames Bergdorf vorstellen, in dem sich schon früher die Engländer im Sommer zurückzogen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Häuser noch stark an diesen alten Glanz erinnern. Schade ist nur, dass viele der Häuser (die meisten davon Hotels) heruntergekommen aussehen und man nur noch die alte Pracht erahnen kann, die damals geherrscht haben muss. Trotz allem erinnern die kleinen Sträßchen an die längst vergangene Zeit.

 

Nach einer großen Shoppingtour und das Beobachten des Sonnenunterganges hinter den Bergkämmen, ging es für uns dann auch wieder zurück (die Busfahrt war aber um einiges entspannter, denn wir landeten in einem Sleeperbus und hatten so viel Platz wie noch nie).